Am 29. September 2014 gedachten wir des
60. Todestages von Brigitte Irrgang
Dieser Gedenktag wurde in Loitz vorgefeiert.
Beim Gottesdienst am 30. August nannte Herr Prälat Dr. Dybowski, Erzbistum Berlin, Brigitte Irrgang ein Vorbild für Christen im Alltag, besonders für die gläubigen Katholiken, deren persönliches Zeugnis durch die Zusammenlegung in große Seelsorgeeinheiten mehr als bisher gefordert ist.
Die Predigt und die Fürbitten dieses Gottesdienstes lohnen ein tieferes Nachdenken.
Unter dem Menüpunkt (linker Kasten) "Geistlicher Impuls" sind sie als Nr. 16 zum Download verfügbar.
Ein häufiger Blick nach oben
Das Brigitte-Fest 2014 wurde vom Permoníkchor aus Karviná (CZ) mit Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds musikalisch gestaltet.
(ip) Das Brigitte-Fest 2014 ist Geschichte. Sie will aber noch geschrieben sein.
Selten schauten so viele Augen beständig zum Himmel wie an diesen Tagen Ende August in Loitz an der Peene in Vorpommern. Einige Veranstaltungen sollten unter freiem Himmel stattfinden, so vor allem das Konzert am Abend des Brigitte-Tages.Tatsächlich waren Regentage angekündigt mit einigen sonnigen Momenten. Am Ende war es fast das Gegenteil: Der Regen hat uns immer dann gestreift, wenn wir ohnehin in der Kirche oder in der Schule waren, ansonsten lachte die Sonne mit uns um die Wette. Ja, es war ein fröhliches Fest. mehr ... auf nachfolgendem Dateidownload.
Die Predigt von Bischofsvikar Prälat Dr. Stefan Dybowski, Berlin, finden Sie hier. Ebenso die von Pastor Gienke formulierten Fürbitten.
Ein Dokumentarfilm des Festes kann als DVD über den Briefkasten dieser Homepage bestellt werden.
Fotos sind hier und in Facebook bei „Brigitte Irrgang“ zu finden. Eine hervorragende Aufnahme des Permoník-Konzerts am Abend des 30. August 2014 von Manfred Ohlrich war bereits zwei Tage später fertig und kann gegen eine kleine Spende über den "Briefkasten" dieser Homepage bestellt werden.
Presseartikel
Vorpommern Kurier 1. September 2014
Ein Mordopfer und der Umgang mit dem Tod
Von Jochen Klein
„Sonnenscheinvon Loitz“ haben die Loitzer Brigitte Irrgang genannt,
deren Leben vor 60 Jahren ein brutales Ende fand.
Doch nach wie vor strahlt diese Sonne: Dutzende Menschen haben ihrer
am Sonnabend gedacht.
LOITZ. Es ist unfassbar, wenn ein junges Mädchen ermordet wird. Auch 60 Jahre später ist es kaum möglich, gefasst über das zu sprechen, was Brigitte Irrgang vor 60 Jahren im Alter von elf Jahren widerfuhr. Und doch versuchten sie es am vergangenen Sonnabend:
Sechs Jahrzehnte nach dem Mord gingen die Menschen aus Loitz zu ihrem Grab, um zu zeigen, dass sie den Sonnenschein von Loitz nicht vergessen und ihrer einstigen Mitbürgerin eine Kapelle errichtet haben. Die trägt allerdings nicht den Namen von Brigitte, sondern heißt Maria-Goretti-Kapelle. Maria Goretti erlitt in Italien ein ähnliches Schicksal wie Brigitte Irrgang. Ihre zwei Geschwister, Theo (75) und Peter (69), besuchten am Sonnabend auch die Gedenkfeier. Beide sind nicht nur Christen, sondern haben auch geistliche Berufe ergriffen. Bei ihnen: Keine Spur von Zorn, der überaus verständlich wäre. Der Täter wurde kurz nach der Tat gefasst; er hatte sein Fahrrad am Tatort zurückgelassen und zwei Loitzer Jungen gefragt, ob die Polizei schon da gewesen sei. Eben diese haben die Kinder dem Täter dann hinterher geschickt.
Brigittes Bruder Theo Irrgang, selbst Pfarrer, sagt heute: „Brigitte ist eine Märtyrerin der Reinheit.“ Als solche ist sie auch bei Prälat Moll verzeichnet, der das Martyrologium des Nordens im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz herausgegeben hat, das alle Opfer des Glaubens im 20. Jahrhundert erfasst. Zehn davon sind Märtyrer
der Reinheit, bar jeder Schuld und weit entfernt von den Todsünden der Bibel. Damit, so argumentieren die Gläubigen, ist der Tod der Elfjährigen nicht sinnlos, sondern ein leuchtendes Beispiel für christlichen Glauben. Der so stark ist, dass auch nach 60 Jahren die Menschen aus Loitz der Tochter ihrer Stadt gedenken.
Und so sagt dann auchTheo Irrgang: „Dass der Bau der Gedenk-Kapelle zu DDR-Zeiten genehmigt wurde, das grenzt für mich an ein Wunder.“ Zumal die Baugenehmigung genau an Brigittes Todestag eintraf. Denn zunächst hatte die Partei quergeschossen.
Aber: Nicht nur die Kapelle steht. Auch ohne sie bliebe Brigitte Irrgang in Loitz unvergessen.
Am Abend sang dann der berühmte Permonik-Chor aus Tschechien zum Gedenken an das Mädchen, aber gleichzeitig eben auch zur Freude der Loitzer.
60. Todestag von Brigitte Irrgang
Eine Jungfrau als Vorbild
Loitz. Sie lebte und starb genau wie die Heilige, die sie gern zur Firmpatronin gehabt hätte: Brigitte Irrgang. Der Brigitte-Irrgang-Freundeskreis lud am 30. August zur Gedenkfeier anlässlich des 60. Todestages der jungen Namenspatronin des Vereins nach Loitz.
Zusammen mit Prälat Stefan Dybowski, dem Propst für Vorpommern, Frank Hofmann, dem evangelischen Pastor von Loitz, Bernd-Ulrich Gienke und vielen anderen feierten rund 50 Besucher gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst.
Anschließend gab es eine kleine Begrüßung an der heutigen Diesterweg-Grundschule, in der Nähe des Ortes, an dem die damals Elfjährige starb.
Unter den Besuchern waren auch zwei ihrer fünf Brüder, die aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Loitz kamen: Theo und Peter Irrgang, die katholische Priester sind.
Märtyrerin des 20. Jahrhunderts
Doch kann das so jung verstorbene Mädchen, das 1999 in das Verzeichnis deutscher Märtyrer des 20. Jahrhunderts aufgenommen wurde, heute noch als Vorbild dienen? „Für diese Frage gibt es sicherlich verschiedene Ansätze. Zum einen war es ihre persönliche Ausstrahlung. Sie leuchtete von innen heraus“, versuchte sich Pfarrer Peter Irrgang der Frage zu nähern. Zum anderen waren Brigitte Irrgang die Menschen wichtig.
So erfuhren die Gottesdienstbesucher in der Predigt von Prälat Dybowski, dass sie anderen Schülern, die schwächer waren, gerne half. „Ihre Lehrerin konnte sich auf Brigitte verlassen, als ein neuer Schüler in die Klasse kam und das Mädchen meinte ‚Ich mache ihn groß‘“, erzählte er aus dem Buch „Um den Preis ihres Lebens“, das er vorher gelesen hatte, denn Brigitte Irrgang sagte ihm vor diesem Tag nicht viel. „Aber mit genau solchen Menschen möchte ich gerne heute Kirche bauen“, fuhr Prälat Dybowski fort. Denn auf der derzeitigen Suche nach neuen Konzepten sollte das Angesicht der Menschen sichtbar sein und dazu brauche es Menschen, die viel von Gottes Liebe wissen und von ihr erzählen, so wie eben Brigitte Irrgang damals.
„Brigittes Täter hat nie Reue gezeigt“
Noch heute ist es für Peter Irrgang seltsam, dass sich seine geliebte Schwester die heilige Maria Goretti zum Vorbild nahm, während sie sich auf das Sakrament der Firmung vorbereitete. Denn Maria Goretti starb im Juli 1902 durch die Hand eines jungen Mannes, der sie vergewaltigen wollte. 52 Jahre später ereilte Brigitte Irrgang im vorpommerschen Loitz das gleiche Schicksal. „Brigittes Täter hat jedoch nie Reue gezeigt“, wirft Pfarrer Peter Irrgang ein. „Sich so ein Vorbild zu nehmen und danach keusch zu leben, ist schon sehr gegen den Mainstream, gerade auch in unserer Zeit“, so der Opus-Dei-Priester weiter.
Vielleicht sei gerade das der Grund, warum sie noch heute als Vorbild dienen könne. „Der Mainstream ist fast eine gottähnliche Diktatur und sich bewusst dagegen zu stellen und zu sagen ‚Ich mach es anders. Ich nicht. Ich lebe unberührt‘ erfordert Mut“, ist Peter Irrgang überzeugt und fügt hinzu: „Auch eine Elfjährige wie Brigitte wusste in der Zeit nach dem Krieg um die Besonderheit der körperlichen Reinheit.“ So waren sie damals als Kinder und Jugendliche durch den Zweiten Weltkrieg und die Vertreibung auch in dieser Hinsicht aufgeklärt, schwiegen aber darüber.
Von Anja Goritzka
"Tag des Herrn" vom 2. August 2014